Adventsfenster 5. Dezember
Das heutige Adventsfenster wurde geöffnet von Annette und Werner Hasenbein.
Zum Adventskalender passt vielleicht ein Schreiben des Obergefreiten Hermann Nüsse aus dem 2. Weltkrieg, als Anregung zur vorweihnachlichen Zeit.
Es ist dunkel. Eiskalt ist es draußen. Über das weite russische Land pfeift ein eisiger Novemberwind. Fängt sich in den unendlichen Tannenwäldern und rüttelt sie hin und her.
Wie ein feiner Regen rieselt der Schnee, rieselt der Schnee von den Zweigen der Kiefern auf das Dach eines Blockhauses. Ganz versteckt steht es. Durch die kleinen Fenster dringt ein fahler Lichtschein. Drinnen sitzen an einem einfachen, selbstgebauten Tisch Arbeitsmänner beim Schein einer unruhig flackernden Petroleumlampe. Drei Männer dreschen gemütlich den altgewohnten Skat.
Die einen sitzen erzählend an ihren Tischen, die anderen schreiben an die Lieben daheim. Im Pelzmantel gehüllt stapft der Wachposten vor der Unterkunft im Schnee. Sonst ist alles still. Nur die Spieler rufen ihren Skat und in dem einfachen Backsteiofen knackt dann und wann ein Zweig.
In der Stille gemütlichen Beisammenseins klingt von draußen eine Melodie:
Wenn still die Wolken westwärts ziehn,
wenn sie im letzten Strahl der Sonne erglühn,
dann möchte ich mit ihnen schweben zurück,
denn ferne Heimat, du bist mein Glück.
Über den Osten klingt leise ein Lied,
dass nach ferner Heimat mich zieht.
Über den Osten sinkt leise die Nacht,
in meinem Herzen Sehnsucht erwacht.
O schöne Heimat,wie bist du so fern,
bei dir blühn Rosen, bei dir bin ich gern.
Über den Osten klingt leise ein Lied,
wenn abends die Sonne im Westen verblüht.
Ganz still ist es geworden, nur der Wind rauscht in den Zweigen, trägt die ergreifende Weise weiter und in den Herzen der Jungen schwingt sie nach.
Längst ruhen die Federn, liegen die Karten aus dem Tisch. Ernst sind die Blicke, weit fort aller Gedanken.
Auch mein Blick schweift zurück, über schneebedecktes russisches Land, über Polen, über Weichsel, Oder und Elbe, dorthin, wo im Weserbergland auf einsamer Höhe ein kleines Dörflein steht, umrahmt von einem Kranz von Wäldern: Meine Heimat!
Doch seine geliebte Heimat Altenbergen hat dieser Soldat nie wiedergesehen. Er starb in Russland in der Weihnachtszeit.